Natur- und Biokosmetik – Was versteht man darunter und woran erkenne ich sie?
In diesem Beitrag schlagen wir uns einen Weg durch den Dschungel der Begrifflichkeiten und brechen eine Lanze für Natur- und Biokosmetik. Natur, Bio, Öko, Vegan, ... alles irgendwie vielversprechend und trotzdem irgendwie undurchsichtig? - Wir bringen Licht ins Dunkel.
Was man unter Natur- und Biokosmetik versteht
Ein gängiges Modell zur Klassifizierung von Kosmetikprodukten stammt von Elfriede Dambacher. In den Jahren 2006/2007 entwickelte sie das Modell, das den Kosmetikmarkt bezüglich der Inhaltsstoffe der einzelnen Produkte in drei Bereiche unterteilt.
- Klassische/Konventionelle Kosmetik
- Naturnahe Kosmetik
- Natur- und Biokosmetik
1. Klassische Kosmetik:
Produkte der klassischen Kosmetik können alle Stoffe enthalten, die gesetzlich zugelassen sind. Leider sind das nicht nur Inhaltsstoffe, die schön machen können, sondern auch solche, die krank machen können. Umstrittene Inhaltsstoffe, die häufig in konventioneller Kosmetik verwendet werden sind unter anderem:
Parabene und Formaldehydabspalter (künstliche Konservierungsstoffe),
diverse chemische Duftstoffe, die unter dem Begriff Parfum oder Fragrance zusammengefasst werden,
aus Erdöl hergestellte, billige Inhaltsstoffe und verschiedene Emulgatoren (Tenside), die die cremigen Eigenschaften der Kosmetikprodukte bewirken,
chemische UV-Filter und vieles mehr, das wir uns bei näherer Betrachtung eigentlich nicht auf die Haut schmieren möchten. Diese Stoffe wirken auf den Hormonhaushalt, stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, beschädigen die natürliche Regulationsfähigkeit der Haut und können vermehrt Allergien auslösen.
Unabhängig von den verwendeten Inhaltsstoffen ist in der klassischen Kosmetikindustrie nach wie vor der Einsatz von Versuchstieren in Forschungslaboren ein gängiges Mittel in der Produktentwicklung.
Zahlreiche Produkte der konventionellen Kosmetik geben sich zwar gerne ein „grünes“ Image, sind aber trotzdem der konventionellen Kosmetik zuzuordnen. Man nennt dies "Greenwashing".
2. Naturnahe Kosmetik:
Naturnahe Kosmetik ist Pflanzenkosmetik und Kosmetik, die auf viele synthetische Stoffe verzichtet, ohne jedoch den strengeren Kriterien der Naturkosmetik zu genügen.
Viele dieser Produkte werben mit dem Aufdruck „Frei von…“. Auch White-Label-Produkte (Produkte, die keine eigene Marke haben und unter verschiedenen Labels angeboten werden) können häufig zur naturnahen Kosmetik gezählt werden. Problematisch ist, dass die Begriffe Naturkosmetik und Biokosmetik nicht geschützt sind und sich daneben noch weitere Begriffe wie Pflanzenkosmetik oder Vegane Kosmetik tummeln. Vegane Kosmetik sagt zum Beispiel nur aus, dass die Produkte ohne tierische Bestandteile sind, was nicht automatisch bedeutet, dass sie auch ohne chemische Inhaltsstoffe sind.
3. Natur- und Biokosmetik:
Unter Natur- und Biokosmetik versteht man im allgemeinen Produkte, die aus natürlichen Rohstoffen hergestellt werden und auf den Zusatz chemischer Bestandteile wie Polyethylenglykol (PEG), Silikone, Parabene, synthetische Duftstoffe, Paraffine und andere Erdölprodukte verzichten. Außerdem werden die Kosmetikprodukte ohne Tierversuche hergestellt. Eine rechtlich verbindliche Definition gibt es nicht, jedoch orientieren sich die Hersteller an der Definition des Bundesgesundheitsministeriums von 1993 und verwenden in der Produktion das, was den Zertifizierungskriterien der jeweils angestrebten Labels und Siegel entspricht.
Natur- und Biokosmetik werden im beschriebenen Modell nach E. Dambacher zusammengefasst, weil die Schnittmenge sehr groß ist und Konsumenten kaum zwischen beiden Kategorien differenzieren. Die Kategorien unterscheiden sich darin, dass bei der Biokosmetik die verwendeten pflanzlichen und gegebenenfalls tierischen Rohstoffe aus kontrolliert biologischer Produktion stammen müssen. Dies ist bei reiner Naturkosmetik ohne Bio-Zertifizierung nicht zwingend der Fall.
Es gibt dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Möglichkeiten, seine Produkte zertifizieren zu lassen. Auch unzertifizierte Produkte, die dennoch den Standards genügen, sind auf dem Markt erhältlich. Oftmals erfüllen die Produkte strengere Kriterien, als das Sigel besagt, da manche hochklassige Zertifizierungen sehr teuer sind und die Produzenten deswegen darauf verzichten.
Bekannte Bio-Siegel im Vergleich
1. Kontrollierte Naturkosmetik - BDIH
Der Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V. ist eine Non-Profit-Vereinigung von Herstellern und Vertriebsunternehmen. Sie wurde 1951 gegründet und hat ihren Sitz in Mannheim. Seit 2001 vergibt die BDIH das Siegel "Kontrollierte Naturkosmetik". Es ist sehr weit verbreitet und legt die Mindeststandards für Naturkosmetik fest. Bei der Zertifizierung wird Wert auf die überwiegende Verwendung von Bio-Rohstoffen gelegt. Synthetische Zusatzstoffe sind genauso verboten wie Tierversuche. Damit ein Produkt einer Marke das Siegel tragen darf, müssen mindestens 60% der Produkte dieser Marke den Richtlinien der BDIH entsprechen
2. Natrue
Natrue - The international Natural and Organic Cosmetics Association ist eine internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in Brüssel. Das seit 2007 durch unabhängige externe Zertifizierer vergebene Natrue-Siegel setzt strengere Qualitäts- und Integritätsstandards als das BDIH-Siegel. Es ist in Deutschland sehr weit verbreitet. Neben den strengen Vorgaben bezüglich der Inhaltsstoffe wird großer Wert darauf gelegt, Greenwashing (sich einen "grünen" Anschein geben) zu vermeiden.
3. Ecocert
Ecocert legt noch einmal strengere Maßstäbe an als Natrue, jedoch ist das Siegel in Deutschland weniger bekannt. Die Ursprünge von Ecocert als internationale Zertifizierungsstelle für ökologische Produkte reichen bis in das Jahr 1991 zurück. In Frankreich gegründet wurde Ecocert im Laufe der Jahre zu einer der bedeutendsten Zertifizierungsstellen weltweit und ist in über 80 Ländern vertreten. Seit 2002 werden von Ecocert auch Natur- und Biokosmetik zertifiziert. Das Ecocert-Siegel gibt es in zwei verschiedenen Abstufungen, dem Siegel "natural cosmetic" und dem strengeren Siegel "organic cosmetic". Im Gegensatz zu vielen anderen Siegeln richtet Ecocert seinen Blick nicht nur auf biologische Gesichtspunkte, auch ökologische Aspekte wie beispielsweise die Umweltfreundlichkeit der Verpackung, spielen eine entscheidende Rolle bei der Vergabe der Siegel.
Es bleibt nur immer wieder zu betonen, die Begriffe Naturkosmetik und Biokosmetik unterliegen keinerlei rechtlichem Schutz. Für Konsumenten ist es wichtig, sich nicht von vielversprechenden bunten Bildern auf der Verpackung oder leeren Schlagworten verleiten zu lassen. Nicht immer ist auch Natur drin, wenn Natur drauf steht. Ein Blick in die Zutatenliste lohnt sich beim bewussten Einkauf allemal.
Zusammenfassung: Vorteile und Schwierigkeiten von Natur- und Biokosmetik:
Stellen wir zum Abschluss noch einmal stichpunktartig die Vorteile und Schwierigkeiten von Natur- und Biokosmetik nebeneinander:
- Vorteile gegenüber klassischen Kosmetikprodukten
- Garantiert natürliche Inhaltsstoffe und der Verzicht auf chemische Zusätze bieten zahlreiche Vorteile für Körper und Gesundheit. Zum Beispiel der Verzicht auf hormonell wirksame Inhaltsstoffe und auf synthetische Bestandteile, die krankmachende, ja sogar krebserregende Eigenschaften haben. (LINK: Blogbeitrag „Kräuterbäder allg.")
- Verzicht auf Tierversuche.
- Der Anteil an biologisch produzierten Rohstoffen ist bei der Natur- und Biokosmetik um ein Vielfaches höher als bei konventioneller Kosmetik.
- Vorteile für die Umwelt, da neben biologischen auch ökologische Gesichtspunkte beachtet und bei der Zertifizierung je nach Label mehr oder weniger intensiv gefordert werden. So wird beispielsweise deutlich mehr auf ökologisch vertretbare Verpackungsmaterialien geachtet als bei klassischer Kosmetik.
- Nachteile und Schwierigkeiten von Natur- und Biokosmetik
- Es ist für Verbraucher nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Vegan ist nicht gleich Natur, Natur ist nicht gleich Bio, Bio ist nicht gleich Öko... Die Begriffe Naturkosmetik und Biokosmetik sind nicht geschützt und werden daher vielfältig verwendet. Als Schlagwort ist immer wieder "Greenwashing" zu nennen, mit dem Unternehmen versuchen, ihrer Firma durch einzelne "grüne" Produkte oder geschickte Marketingkampagnen ein "grünes" Image zu verleihen. Was hilft ist, sich zu informieren, die Zutatenliste zu studieren und sich einen groben Überblick über die einzelnen Labels und deren Zertifizierungsrichtlinien zu verschaffen.
- Auch reine Naturprodukte können vorrübergehende Reizungen, Allergien und Unverträglichkeiten auslösen. Die Haut bzw. der Körper müssen Zeit haben, sich an die neuen Wirkstoffe zu gewöhnen. Ein langsamer, schrittweiser Umstieg von herkömmlicher Kosmetik auf Natur- und Biokosmetik ist daher sehr zu empfehlen.
Fazit: Umsteigen lohnt sich, auch wenn es anfangs mit etwas Aufwand verbunden ist – dein Körper und die Umwelt werden es dir danken.
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